Die vergessene Länge der Bohne: Die „Pichiariko“ aus Kalamata

Im Rahmen meines Besuchs beim Messinia Forum in Kalamata hatte ich die besondere Ehre, nicht nur die kulinarische Vielfalt der Region zu entdecken, sondern auch bemerkenswerte Persönlichkeiten kennenzulernen.
Einer von ihnen ist der liebevolle und außergewöhnlich engagierte Anastasios Kotsiras, dessen tiefe Kenntnis und Leidenschaft für traditionelle Pflanzen Griechenlands mich zutiefst beeindruckt haben.
Herr Kotsiras ist Agronom und Dozent an der Universität des Peloponnes, Fachbereich Agrarwissenschaften, tätig im Labor für Angewandten Gemüsebau im Antikalamos bei Kalamata. Sein Engagement für lokale Sorten und sein Bemühen, diese nicht nur zu bewahren, sondern auch wissenschaftlich zu dokumentieren und weiterzugeben, verdienen höchste Anerkennung.
Durch seine Unterstützung durfte ich eine besondere Bohne kennenlernen: die „Pichiariko“-Bohne, auch bekannt als Meterbohne oder Κατσικάντερο – eine Sorte, die Geschichte, Geschmack und Biodiversität in sich vereint.
Die „Pichiariko“-Bohne (Vigna unguiculata subsp. sesquipedalis)

Traditionelle Namen: Ziegenbohne, Schlangenbohne, Weinbergsbohne oder Rankbohne, Meterbohne (Κατσικάντερο, Φιδοφάσουλο, Αμπελοφάσουλο, Φασόλι του μέτρου)
Herkunft: Tropisches Afrika – verbreitet über Asien und Äthiopien, in Griechenland seit der Antike.
Botanisches Porträt
Die Pflanze ist eine kletternde Bohnenart mit außergewöhnlich langen, zylindrischen Schoten, die 30–80 cmerreichen und traditionell mit dem griechischen „πήχης“ (Elle) gemessen wurden – daher der Name.
In Griechenland beginnt sie Ende Mai zu ranken, blüht Anfang Juni, und die ersten Schoten erscheinen Mitte bis Ende Juni. Die Ernte beginnt ca. 70 Tage nach der Aussaat.
Auffällig sind die violetten Triebe, die dreiteiligen dunkelgrünen Blätter und die nach unten hängenden langen Schoten.


Nährwert und Verwendung
Diese Bohne überzeugt nicht nur botanisch, sondern auch kulinarisch:
• Die frischen Schoten haben ein zartes Aroma, sind besonders reich an Vitamin C, Eisen und pflanzlichem Eiweiß
• Die Samen enthalten 24 % Protein, 53 % Kohlenhydrate, und nur 2 % Fett
• Wichtig: Ernte im jungen Zustand – sonst werden die Schoten zäh und verfärben sich
Anbau & Ertrag
• Durchschnittlicher Ertrag: 1.500–2.000 kg pro 1.000 m²
• Lagerung: Sehr empfindlich unter 10 °C – Kälteschäden treten bereits nach wenigen Tagen auf
Die Ebene von Messenien

Ergänzend sei das bemerkenswerte Buch „Ο Κάμπος της Μεσσηνίας“ (deutsch: „Die Ebene von Messenien“) erwähnt, das im Jahr 1942 erschien. Es bietet eine detaillierte Darstellung der geografischen, landwirtschaftlichen und kulturellen Besonderheiten der Region Messenien im Südwesten des Peloponnes.
Es behandelt Themen wie:
Bodenbeschaffenheit und Bewässerung
Traditionelle Anbaumethoden und Kulturen
Lokale Flora und Fauna
Sozioökonomische Strukturen der damaligen Zeit
Dieses Werk ist heute selten auffindbar, möglicherweise aber noch in spezialisierten Archiven oder Bibliotheken in Griechenland vorhanden, etwa in der Nationalbibliothek oder an universitären agrarhistorischen Instituten.
Es zeigt eindrucksvoll, welch lange Wurzeln das agrarische Wissen in dieser Region hat – Wissen, das durch Menschen wie Herrn Kotsiras heute weiterlebt.
Ein Schatz, den es zu bewahren gilt
Sorten wie die „Pichiariko“-Bohne sind lebendige Zeugen der griechischen Landwirtschaftskultur – sie tragen Geschichte, Geschmack und Biodiversität in sich. Dank Menschen wie Anastasios Kotsiras, geraten solche Sorten nicht in Vergessenheit, sondern finden ihren Weg zurück in die Felder, Küchen und Märkte – wo sie hingehören. Dieser Beitrag ist Anastasios Kotsiras,
Agronom – Dozent an der Universität des Peloponnes
Fachbereich Agrarwissenschaften Labor für Angewandten Gemüsebau – Antikalamos, Kalamata gewidmet, als Zeichen tiefster Wertschätzung für sein Wirken und seine Hingabe an die Bewahrung des pflanzlichen Kulturerbes Griechenlands.Möge dieser Beitrag seinen Weg zurück nach Kalamata finden – dorthin, wo Wissenschaft, Menschlichkeit und Tradition noch Hand in Hand gehen.

Schreibe einen Kommentar