Taverne mit Kultcharakter
Taverne Bairaktaris
Einen langen und heißen Tag in Athen, am Abend – bei angenehmen Temperaturen – in einer alten Taverne ausklingen lassen. Es gibt nichts Schöneres! Bei leckerem Essen, kühlen Getränken und Musik, die Nacht zum Tag machen, ein Traum! Das haben auch verschiedene Reiseveranstalter erkannt und bieten ihren Gästen nun spezielle Fahrten zu „Griechenland bei Nacht“ oder auf einen „Griechischen Abend“ an! Ein teures Vergnügen, was viel mit Tourismus, aber nur wenig mit Griechenland zu tun hat. Dabei muss man gar nicht lange suchen, um eine echte Taverne zu finden! Original ist es überall dort, wo man die griechische Sprache hört, wo man warten muss, weil man nicht sofort einen freien Tisch bekommt und wo man, im besten Falle, auch noch Menschen singen und klatschen hört. Das ist das griechische Lebensgefühl und das muss nicht teuer bezahlt werden. Auch nicht, wenn man fremd ist. Eigentlich ist es ganz einfach: Dort bleiben wo die Einheimischen sind und Schilder für Touristen behaarlich meiden! In Athen gibt es dutzende alte und wunderbare Tavernen. Eine von ihnen liegt sehr zentral, direkt gegenüber der U-Bahnstation „Monastiraki“, an der Kreuzung „Odos Ermou“ und „Odos Athinas“.
Unbedingt reingehen! Auch im Sommer! Es lohnt sich.
Die Taverne der Familie „Bairaktaris“ bietet alles was das griechische Herz begehrt, vom leckeren Gyros am Drehspieß bis hin zum griechischen Auflauf. Die Speisen sind großzügig bemessen und das Essen relativ günstig! Man kann im Freien oder in der Taverne selbst sitzen. Viele Touristen machen den Fehler, sich draußen einen Platz zu suchen! Unser GCM – Tipp:
Im Inneren der Taverne erscheint die Zeit wie stehengeblieben: Holzstühle und Tische, dazu eine urige Beleuchtung und an den Wänden, dutzende Fotos, ehemaliger Besucher, alle samt bekannte Politiker, Schauspieler und Sänger. Dazu eine riesige Theke, die einen Blick in die Küche gewährt und einen Tresen, der den Blick auf sämtliche Speisen freigibt.
Bouzoukispieler
An einem zentralen Tisch sitzt eine Frau, zu Ihrer rechten und linken sitzt jeweils ein Bouzoukispieler. Es sind Musiker, die alte, griechische Lieder, so genannte REMBETIKA, spielen und die jeder hier mitsingen kann. Gerade war es noch sehr ruhig hier, doch nun wird es orientalisch. Ein Bauchtanz erklingt und eine Frau beginnt sich im Rhythmus der Musik auf ihrem Stuhl zu bewegen. Die Menschen klatschen und irgendwo ruft einer aus der Menge: „Aneva“, was soviel wie „nach oben“ bedeutet und meint, die Dame solle sich doch auf den Tisch stellen. Das macht sie und das Lokal bebt. Als Tourist wird man hier unweigerlich zum Voyeur! Man beobachtet, schaut, staunt und wibt irgendwann selbst im Takt der Musik mit! Es gibt keinen Grund sich zu verstecken. Man darf ruhig sehen, dass es gefällt und Spaß macht, denn das macht den Touristen zu einem Teil des Ganzen. Hier ist man schnell kein Fremder mehr! Nichts ist gestellt. Nichts ist Show! Hier ist alles echt und im Preis enthalten! Warum? Weil, es die griechische Geschichte ist, die sich hier und jeder echten Taverne wiederfindet. Weil, hier nicht Musik für die Menschen, sondern mit ihnen gemacht wird.
Schwierig zu verstehen?
Nein, eigentlich nicht, wenn man die griechische Vergangenheit kennt. Einst wohnten auf türkischem Boden tausende Griechen. Städte wie Istanbul und Izmir waren griechische Hochburgen, nannten sich Konstantinopel und Smyrna. Irgendwann aber, gab es Krieg zwischen den Völkern und die Griechen wurden zurück in ihre Heimat geschickt. Unter diesen Rückkehrern waren viele Musiker, die an den Harems gespielt hatten. Erst sie brachten die Bouzouki nach Griechenland. Das war 1923. Wenn man so will, ist das also noch gar nicht so lange her. Und weil, es in der Türkei üblich war, beim Musizieren, Haschisch zu rauchen, verbot man die Bouzouki damals einfach. Doch, die Musiker spielten trotzdem. Sie trafen sich in den Kellern von Piräus oder Athen in denen meist alte Stühle und Tische gelagert waren! Hier feierte man, aß, trank und sang man gemeinsam. Und hier wurde der Begriff der Gemeinschaft,„PAREA“geboren, der in Griechenland so großgeschrieben wird. Das Bild dieser Keller ist es, was heute das Erscheinungsbild alter Tavernen prägt! Und der Name dieser Keller hat es sogar bis nach Deutschland geschafft. Die Keller wurden griechische „THEKEDE“ genannt. Daraus leitet sich heute das Wort „Theke“ ab, was in jeder deutschen Kneipe zu Hause ist.
Unglaublich, aber wahr!
Also, egal wohin der nächste Urlaub geht, ein Besuch in einer Taverne ist Pflicht und zwar, in einer echten Taverne, bei echten Griechen und echter Musik, nicht irgendwo im Niemandsland, vom eigenen Reiseveranstalter angeboten und teuer bezahlt.
Wir wünschen viel Spaß!
Bilder und Text: Greek Cuisine Magazine
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